Medienmitteilung Schweiz: Pilotstudie belegt tiefere Kosten und höchste Patientenzufriedenheit - Verband strebt direkten Zugang zum Chiropraktor auch mit Hausarztmodell an
04.09.2015Medienmitteilung
Chiropraktik: Pilotstudie belegt tiefere Kosten und höchste Patientenzufriedenheit - Verband strebt direkten Zugang zum Chiropraktor auch mit Hausarztmodell an
Bern, 3. September 2015 - Schweizer Chiropraktorinnen und Chiropraktoren behandeln Patienten mit Rücken-, Schulter- oder Hüftschmerzen kostengünstiger und mit höchster Patientenzufriedenheit. Dies belegt eine retrospektive Pilotstudie. Während der Beobachtungszeit verursachten Patienten, die mit ihren Beschwerden zuerst den Chiropraktor aufsuchten, rund vierhundert Franken weniger Kosten.
Knapp 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung klagt regelmässig über Rückenschmerzen. Bei einem Drittel wirken sich die Schmerzen negativ auf ihre Produktivität am Arbeitsplatz aus. Schmerzen des Bewegungsapparates verursachen jährlich geschätzte Kosten von 14 Milliarden Franken. Mit der demografischen Entwicklung steigt zudem die Zahl von chronischen Patienten. Dr. Marco Vogelsang, Chiropraktor und Mitautor der Pilotstudie dazu: "Auf diesem Hintergrund sollte die von ChiroSuisse initiierte Pilotstudie zeigen, ob es Unterschiede bei der Patientenzufriedenheit, beim Behandlungserfolg und bei den Kosten gibt, wenn Patienten mit Rücken-, Schulter- oder Hüftschmerzen zuerst einen Chiropraktor aufsuchen."
400 Franken tiefere Kosten
Patienten mit Rücken-, Schulter- und Hüftschmerzen verursachten knapp 400 Franken tiefere Kosten und bekundeten grössere Zufriedenheit mit der Behandlung, wenn sie zuerst einen Chiropraktor und nicht den Hausarzt aufsuchten. Die Linderung der Schmerzen war bei beiden Gruppen etwa gleich. Priska Haueter, Präsidentin und CEO von ChiroSuisse: "Die Pilotstudie zeigt die Stossrichtung auf. Chiropraktorinnen und Chiropraktoren sind mit ihrem sechsjährigen Studium in Medizin und Chiropraktik und ihrer zwei- bis dreijährigen Weiterbildung erste Ansprechpartner, wenn es um Probleme mit dem Bewegungsapparat geht. Natürlich müssen die Resultate mit weiteren, vorausblickenden Studien bestätigt werden. In erster Linie sind dies praxisorientierte Studien, welche in Arzt- und Chiropraktorenpraxen durchgeführt werden sollten."
Hausarztmodell steht im Weg
Mit dem Hausarztmodell haben Versicherte heute die freie Wahl bei Gynäkologen oder Augenärzten. Nicht möglich ist damit der direkte Gang zum Chiropraktor. Haueter stellt fest:
"Mit dieser Pilotstudie haben wir ein wertvolles Instrument in der Hand, diese Diskussion mit den Krankenversicherern und der Politik neu zu lancieren, damit alle grundversicherten Patientinnen und Patienten die Möglichkeit haben, direkt einen Chiropraktor aufzusuchen. Damit können einerseits Hausärzte entlastet werden, andererseits wird dadurch die angestrebte, integrierte Versorgung gestärkt. Patientinnen und Patienten sollen dort behandelt werden, wo die Behandlung effizient ist. Dies kann nur im Interesse der Patienten und des gesamten Gesundheitssystems sein."
Umfrage und Datenbankanalyse von 700 Patienten
Angewandt wurde eine retrospektive Kohortenstudie. Patienten, die beim Erstkontakt mit einem Schweizer Telemedizinanbieter Rücken-, Schulter- oder Hüftschmerzen angaben, erhielten nach vier Monaten einen Fragebogen zu Behandlungserfolg und zur Zufriedenheit. Von den rund 700 Patienten hatten über 300 zuerst einen Chiropraktor aufgesucht. Über eine Datenbankanalyse des Krankenversicherers wurden die Kosten pro Patient während der vier Monate ermittelt.
Die Pilotstudie wurde von Februar 2011 bis Februar 2013 im Auftrag von ChiroSuisse in Zusammenarbeit mit einem Schweizer Telemedizinanbieter und einem Schweizer Krankenversicherer durchgeführt. Die rückwirkende Beobachtungszeit pro Patient dauerte jeweils vier Monate. Die Studie wurde im August 2015 im renommierten amerikanischen Journal of Manipulative and Physiological Therapeutics (JMPT) veröffentlicht.
ChiroSuisse ist der Verband der Chiropraktoren in der Schweiz und zählt rund 300 Mitglieder, die meisten von ihnen in eigenen Praxen. Chiropraktik gehört zu den fünf universitären Medizinalberufen. Der Bewegungsapparat, insbesondere die Wirbelsäule und das Nervensystem der Patienten stehen beim Chiropraktor im Zentrum. Die Aufgaben des Chiropraktors sind Diagnose, Behandlung, Beratung und Betreuung. Sechs Jahre Studium in Medizin und Chiropraktik und zwei bis drei Jahre Weiterbildung machen ihn zu einem kompetenten ersten Ansprechpartner. Chiropraktoren sind Grundversorger und aufgrund ihres Studiums befähigt, Diagnosen zu stellen. Die Behandlung erfolgt meist manuell. In vielen Fällen kann damit auf Medikamente oder chirurgische Eingriffe verzichtet werden. Chiropraktik wird von der gesetzlichen Krankenversicherung vergütet.
Rückfragen: Medienstelle ChiroSuisse, santémedia AG, Grazia Siliberti, Mobile 079 616 86 32, info@santemedia.ch
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