Wenn sogar Chirurgen selbst nichts von den meisten Wirbelsäulen OP’s halten, warum sollte man sie dann machen?
04.04.2016Freie Übersetzung eines vom (ehemaligen) Wirbelsäulenchirurgen Ian Harris kürzlich verfassten Artikels aus dem Sydney Morning Herald:
„Es gibt generell sehr wenige Indizien dafür, dass Versteifungs-Operationen der Wirbelsäule eine effektive Behandlung von Rückenschmerzen darstellen. Sie sind sehr teuer, führen oft zu Komplikationen, und brauchen in mehr als 20% der Patienten nachträgliche, korrigierende Operationen. Aber die Zahlen dieser Operationen steigen trotzdem weiter stetig an. Verschiedene randomisierte Kontrollstudien wurden in der Vergangenheit veröffentlicht, in welchen Versteifungs-Operationen mit konservativen Behandlungsansätzen verglichen wurden – in keiner der Studien konnte gezeigt werden, dass die Operationen wirkungsvoller als konservative Methoden (Reha Sport, KVT) sind. Es konnte lediglich gezeigt werden, dass bei den Operationen deutlich öfter ernsthafte Komplikationen auftreten.
Generell wird sogar immer wieder beobachtet, dass die meisten Wirbelsäulen Operationen nicht deutlich effektiver als Placebo für die Behandlung von Rückenschmerzen sind. Das Gleiche gilt für Spritzen an der Wirbelsäule. Vielen Patienten geht es kurzfristig durch Spritzen besser, aber wenn man sie mit Placebo Injektionen vergleicht, sind die Resultate identisch. In der Wirkungsweise von Spritzen und Operationen bei Rückenschmerzen scheint also der Glaube an die Genesung mehr zur Besserung beizutragen als der Eingriff selbst.
Jetzt ist es an den Ärzten zu zeigen, dass Versteifungs-Operationen der Wirbelsäule besser als Placebo sind, bevor man weiter so vielen Patienten eine extrem teure und verhältnismäßig risikoreiche Behandlung zumutet.
Ach ja, allein in den USA werden jährlich 50 Milliarden Dollar durch Fusions-Operationen gemacht. Irgendjemand gewinnt hier eine Menge – und es sind nicht die Patienten.
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